Brucellose und Fuchsbandwurm

Befall mit Fuchsbandwurm und Brucellose bei Wildschweinen festgestellt

Bei einem Wildschwein, das Ende März in der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg erlegt wurde, wurde eine Infektion mit Brucellose festgestellt. Anfang Mai wurden Organteile eines in der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn erlegten Wildschweines zur Untersuchung an das Landesuntersuchungsamt RLP (LUA) versendet, da das Wildschwein durch einseitig vergrößerte Hoden auffällig geworden ist. Auch hier besteht nach den Ergebnissen des LUA RLP der Verdacht der Infektion mit Brucellose, weshalb weitere Proben zum DNA-Nachweis an das Friedrich-Loeffler Institut nach Jena gesendet wurden.

Es handelt sich bei der Brucellose um eine Zoonose, d.h. dass die Erkrankung durch Kontakt mit infiziertem Material wie Aborte, Nachgeburten, Milch, Körperflüssigkeiten, Aufbruch, insbesondere Geschlechtsorgane über Schmierinfektion (z.B. über Hautverletzungen, Bindehaut u.a. Schleimhäute), durch Verzehr kontaminierter, nicht ausreichend erhitzter Lebensmittel auch auf den Menschen übertragen werden kann. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet i.d.R. nicht statt. Ebenso anfällig für die Infektion sind Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Bei diesen Tierarten ist die Erkrankung anzeigepflichtig.

Bei Tieren kommt es zu einer Infektion im Urogenitaltrakt, die mit Fruchtbarkeitsstörungen und bei trächtigen Tieren mit Aborten einhergeht. Männliche Tiere haben Entzündungen des Hodens und des Nebenhodens. Eine Übertragung durch den Deckakt ist möglich. Aufgrund von Gelenksentzündungen können Lahmheiten auftreten.

Aufgrund auffälliger Veränderungen an der Leber des ersten positiv auf Brucellose getesteten Wildschweines wurden weitere Untersuchungen veranlasst, die nun das Ergebnis der Infektion des Wildschweines mit der alveolären Echinokokkose (Fuchsbandwurm) durch eine PCR-Untersuchung des Friedrich-Loeffler-Instituts ergaben.

Der ca. 2-4 mm große Fuchsbandwurm parasitiert vor allem im Dünndarm von Füchsen, seltener auch in anderen Wildkarnivoren (z. B. Marderhunden) oder in Hund und Katze. Zwischenwirte sind kleine Nagetiere, die sich durch Aufnahme der Bandwurmeier infizieren. Hier wächst eine Zwischenform des Bandwurmes, die sog. Metacestode oder Finne im Lebergewebe heran. Sie hat eine schwammartige Struktur, bestehend aus zahlreichen Einzelbläschen, die sich unregelmäßig in das umgebende Lebergewebe ausbreiten. In den Bläschen sind sehr zahlreiche, mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Kopfanlagen gelegen. Aus jeder dieser Kopfanlagen kann im Endwirt potentiell ein Bandwurm entstehen. Neben den regulären Zwischenwirten gibt es Zufalls- oder Fehlwirte wie den Menschen sowie verschiedene Haus- oder Wildtierarten, in denen sich die Finne unterschiedlich weit entwickelt. Beim Schalenwild ist vor allem das Wildschwein betroffen.

Echinokokken beim Wildschwein sind im Lebergewebe zu finden. Es handelt sich zumeist um knotige, rundliche, 1-15 mm große weiße Herde, die vereinzelt oder in größerer Zahl auftreten können. In selteneren Fällen werden auch einzelne bis mehrere cm große Gebilde beobachtet, die von einer bindegewebigen Kapsel umgeben sind und auf der Schnittfläche zahlreiche kleine Zysten aufweisen können.

Es ist daher davon auszugehen, dass sich die Fuchsbandwurmfinne im Wildschwein nicht vollständig entwickeln und den Parasitenzyklus aufrechterhalten kann. Es handelt sich beim Wildschwein um einen sog. „dead-end Wirt“. Bei sehr kleinen Herden kann die Abgrenzung zu Spulwurmknoten schwierig sein.

Die alveoläre Echinokokkose ist auf den Menschen übertragbar und verläuft unbehandelt beim Menschen in der Regel tödlich und wird „in Mitteleuropa und somit auch in Deutschland als eine höchst bedeutungsvolle Parasitose“ eingestuft.

Der Mensch nimmt die Wurmeier durch kontaminierte Hände entweder nach direktem Kontakt mit infizierten Endwirten (Fuchs, Hund, Katze), an deren Fell die Eier haften können, oder durch Umgang mit kontaminierter Erde auf. Diese Eier sind gegenüber Umwelteinflüssen sehr resistent und können unter günstigen Bedingungen mehrere Monate infektiös bleiben. Ein Abtöten der Eier ist nur durch ein kurzes Abkochen oder ein mehrere Tage dauerndes Einfrieren bei ‑80°C möglich. Die Möglichkeit der Übertragung durch kontaminierte Nahrungsmittel (Waldbeeren, Pilze) bzw. kontaminiertes Wasser ist nicht geklärt.

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt alle bodennah wachsenden Nahrungsmittel, die möglicherweise mit dem Kot infizierter Endwirte kontaminiert sind, z.B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat und Fallobst, sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen und insbesondere in Gebieten mit erhöhtem Infektionsrisiko möglichst gekocht oder getrocknet werden. Nach Arbeiten, bei denen Kontakt zu Erde bestanden hat, müssen die Hände gründlich gewaschen werden.

Da Hunde und Katzen ebenfalls für den Fuchsbandwurm empfänglich sind, sollten Hundebesitzer ihre Hunde regelmäßig auf Infektion mit Bandwürmern untersuchen und ggf. mit einem gegen Bandwürmer wirksamen Mittel entwurmen lassen.

Jäger sollten auf eine gute Hygiene im Umgang mit Füchsen, sowie bei Jagdhunden, insbesondere die in Fuchsbauten eingesetzt werden, achten.

Es ergeht daher der dringende Aufruf an die Jäger auffällig erlegte Stücke dem Veterinäramt Kaiserslautern zur weiteren Untersuchung zu melden und beim Umgang mit den Tierkörpern entsprechende Hygienemaßnahmen anzuwenden.

Der Aufbruch von infizierten bzw. verdächtigen Tieren darf ebenso wie der Tierkörper an sich, NICHT im Revier entsorgt werden, sondern muss durch die Tierkörperbeseitigung (Secanim) abgeholt und unschädlich beseitigt werden, um ein weiteres Ausbreiten und womöglich ein Übertritt auf Haussäugetiere zu vermeiden.

Weitere Informationen finden Sie unter folgenden Links:

https://lua.rlp.de/fileadmin/lua/Downloads/Tierseuchen_und_Tiergesundheit/Brucellose_beim_Wildschwein_Merkblatt_fuer_Jaeger_2015.pdf

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Brucellose.html?nn=2397550

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Echinokokkose.html